July 2024
Enduro Weltcup Runde 4 in Combloux - Neues Venue, gleiche Chancen für alle
Combloux ist eine neue Destination in der französischen Haute Savoie und gilt als unbeschriebenes Blatt. So wusste niemand so recht, welches Terrain zu befahren war. Umso spannender waren die Streckenfreigabe und die Streckenbegehung. Teilweise wurden völlig neue Wiesenstücke, Wanderwege oder Gräben einfach umgegraben und abgesteckt. Von Stage 1 bis Stage 6 gab es alles an klassischem Old School Enduro Terrain. Rough, wurzelig, Wiesenstücke, steile Abfahrten bis hin zu knackigen Uphills. Im Trockenen alles kein Problem. Wenn es aber schon nass ist und vor dem Rennen noch einmal regnet, wird es richtig spannend und anspruchsvoll.
Training Carnage - Improvisation ist alles
Am Donnerstag war Training angesagt. Als Privateer ist es immer eine Herausforderung am Trainingstag die gleichen Bedingungen zu schaffen wie die Teamfahrer oder die Fahrer mit Begleitung. Denn wenn Shuttle (durch Betreuer mit Auto) erlaubt ist, steht man vor der Herausforderung, möglichst wenig Höhenmeter ohne Shuttle, also mit Liftunterstützung, zu fahren. Das muss geplant und die Gegend vorher studiert werden. Wenn das geschafft ist, muss man nur noch den richtigen Rhythmus für das Training finden. Ich versuche, weniger zu stoppen, um den Flow zu finden. Das gelingt mir nicht immer so gut, weil es oft sehr chaotisch ist, mit viel Verkehr auf den Trails.
Abends die GoPro-Aufnahmen anschauen zu können, ist ein wichtiger Faktor, um akribisch nach Linien zu suchen, wenn man Zeit dafür hat. Denn natürlich muss man auch kochen, das Bike richten und Zeit auf der Matte verbringen, um mit der Blackroll am Körper zu arbeiten. So ein Trainingstag ist wirklich vollgepackt und man muss versuchen, so effizient wie möglich zu sein, um Energie zu sparen. Leider habe ich mir bei einem relativ unnötigen Crash (okay, jeder Crash ist unnötig) auf Stage 3 im Training den linken Bremshebel gebrochen. Ohne Vorderradbremse ist es wirklich unmöglich, halbwegs gut zu fahren, vor allem auf dem rutschigen Schlamm. Improvisation ist in solchen Situationen alles und mit einem kleinen Maulschlüssel als Bremshebel konnte ich die letzten beiden Etappen zu Ende fahren!
Race Day - Erkundung der französischen Alpen per Bike, zu Fuß und im Sprint
Freitag war Race Day. Ich konnte gut schlafen und fühlte mich fit für den Tag, ohne zu wissen, wie hart es werden würde. Am meisten gestresst hat mich der Transfer von Stage 1 zu Stage 2, der mit gut 600 Höhenmetern über eine steile Skiwiese, also schiebend, verbunden war. Aber am Ende war dieser Transfer der chilligste von allen. Wir hatten zu viel Zeit, aber es war trotzdem anstrengend.
Die Transfer von Stage 2 zu Stage 3 war sehr knapp gezeitet. Wir sprinteten (sehr hohes Tempo bergauf, über Waldwege, vergleichbar mit XCC) zum Start von Stage 3 und überholten unzählige Frauen. Ich brauchte so viel Energie, mental und körperlich, um die Transferstage pünktlich zu beenden, aber leider waren die Starter nicht eingeweiht und ließen uns (die Pünktlichen) warten, um die Nachzüglerinnen ohne Strafe starten zu lassen. Leider geht es im EDR nicht immer fair zu, da es oft an Einweisung und Kommunikation mangelt. Wenn man bis zu 5 Minuten zu spät zum Start kommt, bekommt man 1 Minute Zeitstrafe. Wenn man mehr als 5 Minuten zu spät zum Start kommt, bekommt man 5 Minuten Penalty. So hätten ca. 8 Frauen Penalties bekommen müssen, es waren aber nur ca. 4. Leider etwas unfair, aber ich kann zumindest für mich sagen, dass ich fit genug war, um alles rechtzeitig zu schaffen.
Ich konnte alle Stages ganz gut fahren, aber eben nur fahren und nicht racen. Am Race Day hat es bei mir nicht geklappt, es hat nicht Klick gemacht. Ich weiß, dass ich sehr schnell sein kann, wenn ich mit Selbstvertrauen fahre. Es hat für P20 gereicht, Punkte für die Gesamtwertung - ok, aber für die nächsten Rennen greifen wir wieder an!
Merci Combloux, à bientôt!
Text: Hanna Steinthaler
Fotos: Andrin Janser