November 2025
RAAW Inside Out - Ruben
Inside Out – das sind die Geschichten der Menschen, die RAAW ausmachen. Aus einer One-Man-Show wurde in neun Jahren ein vielseitiges Team, das alles abdeckt: von der ersten Idee am Reißbrett bis zum letzten Handgriff vor dem Versand – egal wohin auf der Welt.
Jede:r im Team prägt den einzigartigen RAAW-Vibe mit – und wir könnten uns ehrlich gesagt keine besseren Menschen an unserer Seite wünschen. Höchste Zeit also, euch ein paar von ihnen vorzustellen: Wer sie sind, was sie bei RAAW machen, wie ihre ganz persönlichen Bikes aussehen – und warum sie genau so gebaut sind.
Diese Ausgabe von Inside Out ist eine besondere: Mr. RAAW persönlich – Ruben Torenbeek.
Ideen gibt es viele. Sie schwirren in Köpfen herum, formen sich über Jahre, werden überarbeitet und verfeinert. Aber es braucht eine besondere Art Mensch, um ins Unbekannte zu springen und eine Idee Wirklichkeit werden zu lassen – vor allem, wenn diese Idee zur eigenen Existenz werden soll.
Nach Jahren bei Marken wie Ghost, Acros und Scott Sports, und als Testfahrer für Enduro Mag, hatte Ruben eine klare Vorstellung davon, wie sein perfektes Mountainbike aussehen sollte – und welche Marke dahinterstehen müsste. Es war ein Drang, den er nicht länger ignorieren konnte.
Das Bike: das erste Madonna. Die Marke: RAW Mountain Bikes.
Rubens Reise begann in den 90ern, als sein Onkel – begeisterter Mountainbiker – den Funken in dem jungen Niederländer zündete. Von da an sparte Ruben jeden Gulden für sein erstes MTB – ein Giant Boulder ATX Team, das 2001 kam.
Mit einem Vater, der früher Motorrad-Trials fuhr, lag es nahe, dass Ruben sich bald in den MTB-Trials wiederfand. Dank Internet und eBay öffnete sich die Welt des Gebrauchtmarkts – und das lange Warten auf sein erstes Trial-Bike, ein Echo Pure aus England, fühlte sich fast wie ein Scam an. Doch als es ankam – ausgestattet mit Chris-King-Komponenten – war der Vorderreifen praktisch nie am Boden.
Bald hatten Ruben und seine Freunde eigene Gerüstkonstruktionen gebaut und genug Skills gesammelt, um mit „bikedemo.nl“ bei lokalen Events aufzutreten. Vielleicht ist es auch die niederländische Mentalität, die Unternehmergeist fördert – denn Ruben hatte ihn schon früh.
Familienurlaube 2006 in British Columbia schürten die Bike-Leidenschaft weiter. Ein klappriges Kona-Stinky-Leihbike in Whistler wurde bis zur letzten Minute über die Trails gejagt, während Rubens Vater abends den Laden offenhielt, damit das Rad pünktlich zurückkam.
Downhill prägte den Holländer stark: Autos bis unters Dach voll, Startnummern drauf, und durch Europa touren auf der Suche nach dem perfekten Run. Ruben fuhr in der Eliteklasse bei IXS German, Swiss und European Cups – nie der Typ, der sich drückte.
Als Denker und Tüftler studierte er Design Engineering, was ihn zu prägenden Rollen bei Ghost, Acros und Scott Sports führte. Dort formte er Bikes wie das Genius, brachte das One-Piece-Cockpit-Konzept zu Syncros und prügelte als Testfahrer für Enduro Mountainbike Magazine die Visionen anderer Hersteller über die Trails. Modelle wie das Trek Slash oder das polarisierende Pole Evolink füllten nach und nach das mentale Notizbuch, das schon bald überquoll vor Ideen.
2016 kam der Moment, den Drang zu stillen. Als geradliniger Ingenieur grub Ruben RAAWs Wurzeln von Anfang an tief in die Funktionalität. Das erste Madonna setzte auf Haltbarkeit, einfache Wartung und über 500 g Hardware – eine Idee, über die frühere Arbeitgeber lachten. Doch er wusste, dass er richtiglag. Diese Basis machte RAAW anders – und die Leute aufmerksam.
Als Ruben den ersten Rahmen bei Genio abholte, fiel der Startschuss. So viele Faktoren müssen zusammenspielen, um nicht nur ein gutes Bike, sondern eine Marke aufzubauen, dass der Moment kaum zu begreifen war. Jahre voller Entbehrungen – keine Bike-Urlaube, billige Pasta, Schweiß und Zweifel – verschwanden mit der ersten Abfahrt in Kronplatz. Das Bike sah unglaublich aus, und Freunde, die nur anhand eines Screenshots bestellt hatten, konnten es kaum erwarten, ihres zu fahren.
Die erste Charge Madonnas ging vor allem an Rubens Umfeld – Familie, Freunde, Branchenkontakte. Das Bike fuhr wie ein Tier und passte perfekt in den kommenden Trend der aggressiven 29er. Und selbst heute, viele Jahre und Iterationen später, kann es immer noch locker mithalten.
Mit dem organischen Wachstum der Marke verbreitete sich der Hype wie ein Lauffeuer. Menschen wie Felix und Susi – heute Rubens Frau – kamen ins Team. RAAW blieb seiner Basis treu: haltbare Bikes, die Spaß machen, und die das ganze Team selbst gern fährt. Klingt nach Marketing, war aber echte Leidenschaft aus dieser Anfangszeit.
Rubens Rolle hat sich seither stark verändert – vom Ein-Mann-Unternehmen, das Bikes entwickelte und den Boden fegte, hin zum Kopf von Produkt und Marketing. Und er ist immer noch der Inhaber. Für ihn ist das sowohl Chance als auch Verantwortung: zu zeigen, wie Bikes gebaut werden sollten, wie man eine Marke aufbaut, Kunden behandelt – und wie RAAW seinen Platz in der Bike-Welt findet. Dass keine Investoren oder Fonds ihm vorschreiben, wie RAAW zu ticken hat, ist für ihn ein besonderes Privileg.
Dieser professionelle Teil von Ruben ist sicher ein Grund, warum RAAW so erfolgreich wurde. Mit klarem Kopf und Weitblick hat er das Schiff RAAW stets sicher und ehrlich gesteuert. Doch das ist nur eine Seite von ihm. Wenn die Bikes draußen sind, kommt der innere Junge durch – samt schlechter Witze.
Er ist immer für eine Runde zu haben – und keiner weiß so recht, wo seine Limits liegen. Denkst du, du hast ihn auf dem Trail im Griff, schaltet er einfach einen Gang höher und zieht davon. Mit ihm wird keine Ausfahrt langweilig – besonders jetzt, wo RAAW in der Pfalz verwurzelt ist. Endlose Wälder, Dad Jokes und Grinsen bis die Wangen schmerzen – vor allem, wenn der Boden nach einem fetten Regenschauer den perfekten Grip liefert.
Vielleicht ist das auch der Grund, warum sein Jibb V2 LT sein Lieblingsbike ist. Als die ersten Musterrahmen ankamen, schraubte Ruben seine bewährten Komponenten dran und fuhr los. Was ihn erwartete, war ein Bike, das ihn fast dazu brachte, alle anderen Modelle zu streichen: unglaublich fähig und sicher, gleichzeitig verspielt, direkt und lebendig – ein Stück Metall und Gummi mit Seele.
Für ihn ist es das Mountainbike schlechthin. Egal wohin – wenn Platz nur für ein Bike ist, nimmt er das Jibb. Eine Tour in Squamish, hoch oben in der Abendsonne, hat das noch einmal bestätigt: ein Bike, das ihm immer wieder ein breites Grinsen ins Gesicht zaubert. Ein besonderer Moment – mit Freunden, Aussicht und Emotionen, die ihn Wochen später noch begleiten.
Auch wenn die Welt offensteht, sagt Ruben auf die Frage, wohin er als Nächstes will, nur: Es gibt nichts Schöneres, als im heimischen Wald zu fahren – diesmal mit seinem kleinen Sohn Finn auf dem Vordersitz.
Biken ist für ihn das notwendige Yin zum Arbeits-Yang. So sehr er sich auch gern herausfordert, das Fahren bringt ihn in diesen meditativen Fokus– ein Gegengewicht zu einem Leben, das manchmal ganz schön voll ist.
Und durch all diese Arbeit und Hingabe hat Ruben inzwischen ein achtköpfiges Team um sich aufgebaut, das mitzieht und die Zukunft der Marke mitgestaltet. Die Sorgfalt, mit der er die richtigen Menschen auswählt, steht seiner Fähigkeit kaum nach, Motivation, Loyalität und Stolz auf die Marke weiterzugeben – Qualitäten, die viele Führungskräfte nie entwickeln, die aber echte Unternehmer tief in sich tragen.
Wir alle verdanken diesem Niederländer viel – nicht nur für die Marke, hinter der so viele mit Leidenschaft stehen, sondern auch für die Chance, aus Leidenschaft Beruf zu machen.