June 2024
Die härtesten Rennen meines Lebens - Ein Rückblick auf die ersten beiden Enduro-Weltcups von 2024
Von Sonne, Eiscreme und Meer bis hin zu einem komplett neuen Venue mit nassen Trails. Der erste Block Enduro Racing 2024 hatte einiges zu bieten.
Für die, die mich nicht kennen: Ich bin Joni Heitmann, 19 Jahre alt und jetzt das zweite Jahr Teil der RAAW Mountain Bikes Familie. Letztes Jahr war ich gemeinsam mit dem RAAW BC.Bike Gravity Team auf den Europäischen Weltcups unterwegs, für dieses Jahr gab es einige größerer Veränderungen, allerdings ist eine Sache gleich geblieben, ich bin weiterhin auf den sorglosesten Bikes der Bikeindustrie unterwegs. Neu aufgestellt, mit neuen Sponsoren, aber mit dem gleichen Ziel, Menschen für den Mountainbike Sport und das Enduro Racing zu begeistern.
Die Offseason war leider von Krankheiten geprägt, weshalb ich viel Zeit in der nassen deutschen Heimat verbrachte. So ging es nur mit einer semi-optimalen Vorbereitung zum ersten EDR-Weltcup nach Finale Ligure. Ich war einerseits voller Vorfreude, andererseits auch ein bisschen unsicher, ob das Training gereicht hat.
Für alle, die schon mal in Finale Ligure Rennen gefahren sind, wissen, dass es meist sehr lange und anstrengende Tage auf dem Bike sind. So war es auch diesmal: Für das Rennen standen knapp 1.800 Höhenmeter und über 60 Kilometer auf der Uhr. Der Trainingstag zeigte schon, dass der Renntag hart werden würde. Selbst die Transferzeiten im Training waren schon knapp gesteckt. Typische Stages wie DH Men oder Base Nato haben dafür gesorgt, dass ich den Trainingstag trotzdem mit großer Motivation auf das Rennen am nächsten Tag beenden konnte.
Um 9:30 Uhr war Rollout angesetzt und der Fokus war klar: Alles geben für das Ziel, in die Top 30 der Welt zu fahren. Nach Stage 1 zeigte sich, dass die Transferzeiten so eng getimed waren, dass mein Puls an diesem Tag wohl kein Mal unter 160 gehen würde.
Die Hitze in Finale war wirklich brutal. Das Rennen war das härteste, das ich bisher gefahren bin. Am Start der Stage 5 DH Men hieß es noch einmal alle Kräfte sammeln und alles geben. Ich war völlig ausgepumpt, aber überglücklich, als ich nach sechs Stunden auf dem Bike auf der Piazza ankam. Ich war froh, dass es gereicht hatte und ich den ersten Weltcup der Saison auf Platz 27 beenden konnte. Damit ist das neue RAAW Madonna V3 in den Top 30 der Welt gelandet.
Danach hieß es noch schnell ein Eis essen und Sachen packen, der Zeitplan war super eng. Dann ging es direkt weiter nach Polen zum zweiten EDR-Weltcup. Nach einer gut 17-stündigen Reise kamen wir endlich in Polen an, genauer gesagt in Bielsko Biala. Neuer Ort, neue Strecken, verrückte Fans und einen Wetterumschwung – all das hatte Polen zu bieten.
Wir hatten zwischen Ankommen und Training einen Tag, der vollgepackt war. Als nächstes mussten die Bikes zusammengebaut, die Startnummern geholt und im besten Fall noch einmal die Beine für eine Stunde hochgelegt werden, um ausgeruht ins Training zu starten. Bielsko Biala zeigte sich von einer guten Seite, mit feinsten Trails, vielen Steinen, aber recht flachen Strecken, wo es nicht einfach war, einen guten Grundspeed zu halten. Nach dem Training war für uns alle klar, hier muss gepusht werden. Die lange Reise steckte mir auch am Renntag noch in den Knochen, aber das hielt mich nicht davon ab, nochmal alles zu geben. Allerdings sorgte der Platzregen auf dem Transfer zu Stage 3 für nochmal völlig neu gemischte Karten. Auf Stage 3 holte mich eine Wurzel vom Rad, aber ich wusste, dass ich noch zwei weitere Stages habe, auf denen ich nochmal alles geben möchte. Stage 5, die sogenannte DH-Strecke in Polen, war völlig überlaufen mit Fans, die einem halfen, noch einmal alles herauszuholen. Platt, aber glücklich stand ich wieder auf Platz 27 mit zwei Top-20-Stages. Ich bin super happy mit den bisherigen Ergebnissen!
Mit einem souveränen 3. Platz der U21 bei der Deutschen Meisterschaft in Willingen ging der erste große Rennblock zu Ende. Jetzt heißt es einmal durchatmen, Fokus setzen und in Leogang beim dritten Weltcup der Saison wieder alles geben.
Text: Joni Heitmann
Fotos: Boris Beyer