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Stevie Schneider After a Summer Break at Home

Stevie Schneider nach dem Heimaturlaub

Der Sommer hat wieder einmal seine Spuren an mir hinterlassen. Zum einen hatte ich eine längere Zeit mit meinem Papagei zu tun - so nenne ich liebevoll die Erhebung auf meiner Schulter durch ein gesprengtes AC-Gelenk. Zum anderen bin ich nicht sonderlich produktiv, wenn es über 30 Grad im Schatten hat.

Nachdem mir der Papagei im „Trailland Miesenbach“ zugeflattert ist, musste ich mir erstmal die Zeit vertreiben mit Jonglieren und Reha-Übungen. Gott sei Dank mache ich beide Dinge liebend gerne. Jonglieren wie auch irgendwelche Leibesübungen, somit war eigentlich die verletzungsbedingte Zeit nie wirklich langweilig, zudem wurde beinahe täglich etwas auf dem Grill gebrutzelt.

Ideal auch, dass meine Freundin Laura, genau einen Monat nach meinem Crash, ihre große OP an der Wirbelsäule hatte. Somit hatte ich massig Zeit mich als Krankenpfleger auszugeben und darauf zu achten, dass es Laura, wie auch mir, während der Rehabilitationszeit an nichts fehlte. Wir haben es liebevoll "Heimat Urlaub" genannt.

Da ich in dieser Kolumne auch einen Bildungsauftrag erfüllen möchte, sind hier meine 10 Gebote, falls du auch gerade oder irgendwann mal in einem "Heimat Urlaub" steckst:

      1. Sei zuversichtlich und fidel. Mindset ist alles. Je positiver du in die Sache gehst und die Situation/Realität so annimmst, wie sie ist, desto positiver wirst du aus so einer Verletzung oder OP herauskommen. Mein Motto ist immer, stärker und besser als vor dem Crash oder vor der OP zu werden.
      2. Guter und tiefer Schlaf ist das A und O für die Heilung.
      3. Bewege dich. Gehe nicht über deine Schmerzgrenze. Je mehr Zeit du investierst, desto früher wirst du wieder fit.
      1. Gönne deinem Körper herrliche Nahrung und genug Flüssigkeit (Eiweiß ist dein Freund).
      2. Mach DETOX. Du kannst nicht erwarten, dass du heilst, wenn du Junkfood isst, rauchst, trinkst und dich mangelhaft bewegst. Jetzt ist Wellness angesagt für Körper und Seele.
      3. Sei nicht ungeduldig und nutze die Zeit. Gerade wenn das FOMO zuschlägt (du siehst alle anderen beim Radfahren in den sozialen Medien, nur du musst aussetzen), nutze die Zeit, um dein Leben in der Verletzungspause zu verbessern. Entrümple den Keller, miste den Kleiderschrank aus oder trenn dich endlich, wie ich in meinem Fall von dem Messi- Verhalten im Bike-Schuppen.
      4. Lerne in der Zeit, in der du verletzt bist, etwas Neues, wie zum Beispiel das Jonglieren mit fünf Bällen, und im Idealfall kombiniere die Verletzungszeit mit Projekten. In meinem Fall habe ich einen Jonglier-Workshop beim Lake of Charity in Saalbach gegeben und irgendwie auch die Downhill-WM kommentiert.
      5. Flow Drops und/oder CBD in rauen Mengen.
      6. Wim-Hof-Atmung
      7. Sei kein Depp wenn du wieder aufs Bike steigst. Keine Angst, deine Skills sind nicht weg. Gib dir Zeit, um an das Level von "vor" dem Crash anzuknüpfen.

Im Himmel

Na klar, ich war natürlich ein Depp und bin sofort nach 4 Wochen übermotiviert aufs Downhill-Bike gestiegen. Aber mein Papagei hat so geschrien, dass ich gar nicht so viel Depp sein konnte. Die Schmerzen haben ganz klar gesagt: Runter vom DH-Bike und rauf auf ein Bike, welches nicht ganz so hart schüttelt.

Gott sei Dank wohne ich als Salzburger in der Nähe vom Heaven. Genauer gesagt dem 11 Heaven, einem Trail-Spot, der nun seit 20 Jahren existiert und in seiner Herrlichkeit unübertroffen ist. Um das "NO DIG NO RIDE" kommt man bei so einem Trail-Spot nicht herum. Trotz meines spärlichen Schaufelns in diesem Jahr wurde mir trotzdem die Himmels- pforte geöffnet, und ich durfte diese Kunstwerke fahren. Dieser Absatz ist eigentlich eine kleine Liebeserklärung an die Locals, die mit so viel Herz, Sorgfalt und Liebe die Hügel bauen und pflegen. Zudem ist es einfach spektakulär, wenn die Erbauer bei jedem Sprung um gefühlt 2 Meter höher sind als man selbst. Im Endeffekt kann man in 8 verschiedene Lines reinrollen. Um sich die Qual der Wahl zu ersparen, hat der Trail-Boss Bobby das Glücksrad installiert. Für mich ideal, da ich schon immer ein bisschen wie Peter Rapp sein wollte. Wenn man in eine der Lines reinfährt, passiert alles von selbst. Kein Bremsen, kein Pedalieren, einfach drüber Flowen und Gleiten. Wenn die Line fertig ist, rollt man wieder bis zum Startturm, muss ca. 10 Stufen hochsteigen und kann wieder am Glücksrad drehen. Für einen hyperaktiven Menschen wie mich ideal, um sich müde zu machen. Nachdem die Kraft weg ist, wird erstmal Berchtesgade- ner Hopfengebräu serviert und der Pizzaofen befeuert. Ihr könnt euch vorstellen, wie so ein Trails-Tag ausklingt.

Man wacht morgens im Bus auf, stutzt kurz, denkt "Wo zur Hölle bin ich?" - doch sobald man aus dem Fenster schaut und die majestätischen Hügel erblickt, wird einem klar: "Ach ja, immer noch im Himmel!" und das gleiche nochmal.

Wieder angefixt vom fidelen Gleiten, war meine Mission klar. Solange mit dem Enduro-Bike spielen, bis der Papagei auch die großen Einschläge gewöhnt wird und zulässt. Somit habe ich eigent- lich die meiste Zeit im August in Saalbach verbracht und bin irgendwo zwischen Hacklbergtrail und der X-Line herumgependelt, habe mir ca. 28 Palatschinken und gleich viele Kaiserschmarrn bei der Bergstadlhütte in die Figur gestopft.

Nach dem 37. Holler Schnaps... war es dann endlich so weit, und ich habe letzte Woche zum ersten Mal das Downhill-Bike mit dem liebevollen Namen Yalla! ausgeführt. Das erste Mal, dass ich einen 29er Downhiller gefahren bin. Hat sich aber nicht so angefühlt, die Skills waren genau da, wo sie sein sollten, der Kopf war zwar ein bisschen verdutzt, aufgrund der schnellen und vielen Eindrücke, aber der hat sich auch schnell daran gewöhnt. Bist du deppat, ich habe bei jeder Abfahrt geschrien wie ein Kind, das den Fabio sieht.

Somit wurde sofort ein Plan geschmiedet, um von diesem Gefühl mehr zu naschen, und der führt mich kommende Woche nach Champery, zu der legendären Downhillstrecke.

Bis dahin verkrieche ich mich noch ein bisschen im Schatten, springe in den See und lasse die intensive Heimat-Urlaubszeit Revue passieren.

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