August 2025
Eis, Chaos, brennende Lungen: Jacks Megavalanche 2025
Der Wind pfiff. Jack stand auf 3330 Metern Höhe und blickte hinab auf den Gletscher. Das Eis funkelte im frühen Licht wie zersprungenes Glas. Neben ihm scharrten die anderen Fahrer mit den Füßen. Zwei Minuten noch. Kein Zurück. Kein Zögern.
Willkommen bei der Megavalanche – einem der gnadenlosesten Mountainbike-Rennen überhaupt. Massenstart am Pic Blanc in Alpe d’Huez, dann Vollgas über Schnee, Fels, Staub und Singletrail bis runter nach Allemond. 2025 fand das Spektakel zum 30. Mal statt – und hat nichts von seinem Wahnsinn verloren.
Mit SR Suntour vor Ort für den technischen Support war Jacks Madonna V3 perfekt vorbereitet. Vorne arbeitete die neue Durolux 38 RC+, hinten den VORO Coil-Dämpfer, dazu die Schwalbe Fat Alberts-Reifen mit radialem Karkassenaufbau – eine Kombi, die sich selbst im gröbsten Terrain wie ein fliegender Teppich anfühlte.
Quali: Nur ein Versuch für die erste Reihe
Die Qualifikationsläufe am Freitag entscheiden über alles. Nur die Top 3 jedes Laufs kommen in die erste Startreihe – entscheidend, um vorne rauszukommen und noch unberührten, harten Schnee zu erwischen. Wer weiter hinten startet, kämpft sich durch Rillen, andere Fahrer und das allgemeine Chaos, das sie hinterlassen.
In Jacks Lauf stand kein Geringerer als Jose Borges am Start – eine Maschine im Enduro-Zirkus. Realistisch gesehen ging’s also um Platz zwei. Und den sicherte sich Jack mit einem starken Lauf und der zehntschnellsten Zeit aller Heats – goldenes Ticket direkt in die erste Reihe.
Was das Ganze noch beeindruckender macht: Jack hatte null Ausdauertraining vor dem Rennen. Zwischen Downhill-Wettkämpfen, Coachings, dem Gravity-School-Business, Reisen und Familie blieb einfach keine Zeit. Er setzte alles auf Fahrtechnik und eisernen Willen – nicht auf Lungenvolumen.
Race Day: Kein Raum für Fehler
Ab 6 Uhr morgens Schlange stehen an der Gondel. Die meisten Fahrer sind Still und angespannt. Die Sonne blinzelt gerade über die Bergspitzen – und der Gletscher wartet schon. Egal, wie oft man hier gestartet ist: Die Nervosität trifft dich wie ein Schneebrett. Jedes. Verdammte. Mal.
Oben auf dem Pic Blanc haut dich der Ausblick erstmal um – schneebedeckte Grate bis zum Horizont. Für einen Moment vergisst du den Wahnsinn, der gleich losbricht.
Die Startaufstellung läuft nach Quali-Ergebnis. Die Schnellsten dürfen zuerst ihren Platz auf dem Gletscher wählen. Die Bedingungen? Perfekt – bis auf die obersten 75 Meter. Die hatten die Pistenraupen ordentlich zerpflügt. Links gab’s eine schmale, glatte Linie. Der Rest: zerhackt und tief.
Jack wurde als Zehnter aufgerufen. Keine Wahl – ganz rechts außen. Das würde ein harter Einstieg.
Ab in den Abgrund
Der Countdown läuft. Zwei Minuten. Eine. GO.
Jack sprintet los, liegt kurz auf Platz vier, springt einen Tick zu früh aufs Bike – verliert Speed auf einem flachen Stück und fällt zurück auf Platz zehn. Der Gletscher schlägt zu – schnell, hart, gnadenlos. Fahrer rutschen, stürzen, fliegen. Jack kämpft sich auf den technischen Downhills zurück bis auf Platz sechs.
Dann kommt der Anstieg.
Und da bricht alles zusammen.
Ohne Ausdauer im Tank fehlt die Power auf den Pedalen. Jack verliert Platz um Platz – fällt zurück auf Rang 14. Sobald es wieder bergab geht, blüht er auf. Drei Fahrer holt er sich noch, drückt durch bis ins Ziel und rollt auf Platz 11 über die Linie – gerade mal zwei Meter hinter dem Zehnten.
Was hätte sein könne
Es ist brutal: Du weißt, du bist bergab schneller als die meisten – und wirst trotzdem überholt, weil dir auf den Anstiegen die Luft fehlt. Jacks Downhill-Speed war top. Aber ohne Kondition wirst du eingebremst, blockiert, abgehängt – und hast keine Chance, zurückzuschlagen.
Wir sagen es jedes Jahr… aber vielleicht klappt’s ja 2026 mit etwas mehr Fitness im Gepäck.
Fettes Danke an SR Suntour für den erstklassigen Support die ganze Woche über.
Du willst den kompletten Run sehen? Schau auf unserem YouTube-Kanal vorbei – und erlebe das Chaos selbst.
Text: Jack Reading
Video: Diogo Gomes