May 2023
Stevie Schneider bei der Freeride Fiesta in Mexiko
Grüß Gott Beinand… Grüß Gott zu meiner Kollumne
Ich hatte das unfassbare Glück, magische Orte zu besuchen, dabei Menschen kennenzulernen, die ich mir heute nicht mehr wegdenken kann und Abenteuer zu erleben die mich und mein Leumundszeugnis geprägt haben. Der Schlüssel zu all diesen Erfahrungen, bezaubernden Momenten und Beziehungen war… mein Radl.
Mit dieser Story möchte ich dich an meinen Abenteuern, die ich dieses Jahr so erlebt habe, teilhaben lassen und dich motivieren, selbst aufzubrechen, um deine eigene spannende Geschichte zu erleben.
In dieser Story geht’s um die Freeride Fiesta im sagenumwobenen Mexiko.
Um meine eingerosteten Sprung Skills vor Mexiko ein bisschen aufzubessern, habe ich mich dazu entschlossen einen meiner französischen Sprungkameraden zu besuchen. Alex Valls lebt ein bisschen außerhalb von Paris und er ist der Kopf hinter dem sketchysten Spot, den ich je gesehen habe.
Er meint zwar es ist alles easy, aber wenn man bei einem 20 Meter Step Down, wo man in einer maximal 2 Meter breiten Landung um sein Leben bremsen muss, weil man sonst Bäume, Büsche und sonstiges Gedachs, rasiert bleib ich doch gerne bei der Beschreibung "scetchy".
„Glücklicherweise“ hatte ich die Halsschmerzen des Grauens zu dieser Zeit, sodass ich eine ideale Ausrede hatte, mich vor dem Step-Down zu drücken. Ich verbrachte die meiste Zeit damit, so zu tun als würde ich etwas schaufeln, um den Spot zu verbessern.
Nach einigen Tagen hat sich mein Hals gebessert und wir besuchten den Spot von meinem guten Freund und inzwischen Rampage Veteran William Robert.
Große Landungen, weniger scetchy Ausläufe und so gut wie kein Gedachs.
Perfekte Bedingungen um mein "Drückeberger-Gehabe" abzulegen und um mich auf meinem neuen Spaßgefährt einzufahren und wieder ein bisschen Bike-Selbstvertrauen aufzubauen, dass ich auf magische Weise jedes Jahr nach der Winterpause verloren habe.
Nach gefühlten 250 Testsprüngen habe ich das völlig verstaubte Selbstvertrauen in meinem Hinterstübchen wieder gefunden und war mental ready für Mexiko.
Der leicht faulige Eier Schas Geruch, wenn man am Guadelajara-Aeroporto landet, löst bei mir wohlige Gefühle aus, da ich weiß, dass eine verdammt gute Zeit mit meinen Hombres bevorsteht.
JUAN DIEGO aka Johny Salido ist der Kopf hinter der Veranstaltung, gemeinsam mit seinem Partner Tobo Gangster organisiert er, das über die Jahre doch erheblich gewachsene Event.
Als geladener Rider wird man im Seehaus der Familie am Lake Chapala, dem größten See von Mexiko, untergebracht. Man taucht wortwörtlich in eine andere Welt ein, Wakeboard, Wasserskiboote, Jakuzzi, Volleyball, Pool und mehr Schnickschnack als in jedem Hotel.
(Notiz: besser nicht in den See eintauchen, da sich dies drastisch auf deinen Stuhlgang auswirken kann)
Die letzten Jahre war ich der einzige Österreicher, umso schöner, dass wir heuer so viele waren, unter anderem meine geliebten Freunde, Nadja und Luca, die Ruso BROS, Marco Haderer und Jakob Rest.
Gleich nach der Ankunft ist mir das Vitamin D „ich brauche weder Sonnenhut noch Creme“ dermaßen in die Birne gefahren, dass ich sofort einen Sonnenstich eingefangen habe.
Um das Event „ruhig“ ein klingen zu lassen wurde am ersten Tag, der Hauptsponsor des Events besucht. Fortaleza Tequila stellt Tequila traditionellerweise her.
Nach dieser lehrreichen Exkursion über diesen magischen Agaven Trunk habe ich gelernt, dass Tequila der traditionell hergestellt wird, einen unglaublich beschwipst und man das gelernte dadurch auch schnell wieder vergessen kann.
Am nächsten Tag wurde die Strecke besichtigt. Nach dem Motto „Bigger is Better“ wurde der Kurs vergrößert. Mit einem verkaterten Schädel wirken diese Sprünge noch beeindruckender.
Trotz meines morgendlichen Rituals, welches aus Meditation, Yoga-artigen-gezappel und Wim Hoff Atmung besteht, hat sich nichts an meiner leidigen Verfassung verändert.
Ungeachtet meines Hangovers war ich trotzdem relativ entspannt und traute mir alles zu, auch die 20 Meter Metallrampe in der Mitte des Kurses, die, um noch einladender zu wirken, mit zwei Totenköpfen auf der Seite verziert wurde.
Bedenken beiseite, jetzt war fahren angesagt und bis auf die Metallrampe und den nachfolgenden Bonerlog konnte man den gesamten Kurs recht gut fahren. Fetten Respekt hier an Nadja, die sich und das Freeride Level der österreichischen Damen ein ordentliches Stück gepusht hat.
Nach den ersten paar Laps fängt wie immer das Gemunkel unter den Ridern an bezüglich Geschwindigkeit und dem berüchtigten Wind. Die einen meinen man muss viel schneller sein, die anderen meinten man muss viel mehr bremsen, andere hingegen, unter anderem sehr namhafte Fahrer, sagten sie fahren den Kurs gar nicht.
Als alter Munkler lässt mich das Geschwätz natürlich nicht kalt und als ich an der Reihe war, die Metallrampe zu springen… naja, wie soll ich es beschreiben. Ich hätte eher auf die hören sollen, die sagten man sollte nicht zu langsam sein. Ich bin satte 3 Meter zu kurz und machte meinen mexikanischen Spitznamen „El Gato“ wieder einmal alle Ehren und rollte mich geschmeidig. Es hilft mir tatsächlich auf so einem Feature zu stürzen, vor dem ich vorher Respekt habe, da ich somit weiß, dass es doch nur ein Sprung ist.
Ein verdammt fetter Sprung, der einen, wie ein Lift ins Penthouse schießt oder in das Untergeschoss des Kellers. Vorm Keller war jeder berechtigt beängstigt. Spätestens als mein Schweizer „Siach“ Vitor Buchli den Kicker überschossen hat, bekam der Kicker bei den Ridern seine eigene böse Aura.
Nach den ersten Tagen am Kurs zeichneten sich die ersten Verluste ab.
Die Bike-Werkstatt, die Physiotherapeuten und das nahe gelegene Krankenhaus waren gut ausgelastet und die Verwundeten und Verletzten waren hauptsächlich beim Zelt des Hauptsponsors des Events vorzufinden.
Um die Stimmung aufzulockern war Fronturlaub angesagt und die gesamte Meute, wurden auf den naheliegenden Vulkan „Nevado de Colima“ transportiert. Auf knapp 3600 hm befindet sich, ich sag es euch, der beste Trail, den ich je gefahren bin.
Wenn man mit Sam Reynolds, Olivier Cuvet und Johny Salido dort runterheizt und durchgehend kreischt und tränen lacht, fällt es einem gar nicht auf, wie viel Staub man eigentlich inhalieren kann.
Die Abende wurden damit verbracht, die Pinata zu knüppeln, auf einem Plastik Bullen in einer Hüpfburg zu reiten oder „Micheladas“ – dem mexikanischen Biercocktail und meinem persönlichen Lieblingsgetränk am Straßenrand zu genießen.
ACHTUNG der rohe Shrimp, den man zu diesem Getränk bekommt, ist nicht zu empfehlen, da die Kühlketten und Hygenestandarts in den Gassen Mexikos nicht unbedingt unseren entsprechen.
Wer nach dem Motto „No risk No fun“ trotzdem den Shrimp verspeist (ich) kann damit rechnen, dass dieser wieder retour durch alle Löcher pfeifft.
Zurück am Freeride Fiesta Kurs erwartete uns, wie jeden Tag, der gute alte Wind, der uns erst am späten Abend ein Zeitfenster schenkte und uns fahren ließ.
An diesem Abend hatten wir eine atemberaubende Sunset Session, auf der ich die ersten und einzigen Top to Bottom Laps in dieser Woche hatte, die sich nach Flow anfühlten.
Der darauffolgende Publik Day lief ganz unter dem Motto PINCHE VENTO mexikanisch für Scheiss Wind.
Der es unglaublich gefährlich macht solche Sprünge zu fahren, somit wurde aus de Freeride Fiesta eine Freeride Siesta.
Trotz des Windes tummelten sich über 2500 glückliche Besucher am Gelände, die sich an einer Motocross-Show und vielen Side Events erquickten oder mit den Ridern dem Agavensaft frönten.
Nach den Anstrengungen der Veranstaltung war für mich erstmal zwei Wochen Urlaub in Mexiko angesagt. Gemeinsam mit meiner Freundin Laura, Johnny und Tobo besuchten wir unter anderem eine Midget Wrestling Veranstaltung, Cenotes - die berühmten strahlend blauen Wasserlöcher, die Pyramiden von Chichen Itza, campierten auf einem Vulkan und ließen uns von der mexikanischen Lebensweise „muy Tranquil „treiben.
If you also want to go to Mexico and need some insider tipps send Stevie a message @stevefuckingschneider