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Back in the Saddle – Why Giving Up Was Never an Option by Jonas Salamon

Zurück im Sattel – Warum Aufgeben keine Option ist von Jonas Salamon

Es war eigentlich ein traumhafter Tag. Strahlende Sonne, blauer Himmel, perfekte Bedingungen zum Biken. Ich war mit einem guten Freund unterwegs, doch irgendwie fühlte sich der Tag träge an. Wir waren beide nicht ganz fit, die Stimmung war eher entspannt. Keine Bestzeiten, kein Druck – einfach ein entspannter Ride. Und doch kam auf der letzten Abfahrt der Gedanke: Jetzt nochmal Gas geben, um den Tag mit einem schönen Run zu beenden. Im Rückblick war es vielleicht nicht die beste Entscheidung. Ein kurzer Moment der Unkonzentration, kein waghalsiger Sprung, keine verrückte Aktion – und doch reichte dieser Augenblick. Der Sturz war heftig, der Arm gebrochen. Wenig später lag ich im Helikopter auf dem Weg ins Krankenhaus nach Zell am See.

Während der Rotorenlärm in meinen Ohren dröhnte, kam mir nur eine Frage in den Kopf: Wie lange wird es wohl dauern, bis ich wieder auf dem Bike sitzen kann? Im Krankenhaus wurde schnell klar: Eine Operation war notwendig. Mehr als die OP selbst beschäftigten mich jedoch die Aussagen mancher Ärzte. Sie meinten, Mountainbiken sei zu gefährlich und ich solle besser aufhören. Doch für mich stand fest: Aufgeben ist keine Option. Warum sollte ich das lassen, was mir so viel bedeutet? Schon in diesem Moment wusste ich – ich will zurück aufs Bike, egal wie lange es dauert.

Röntgenaufnahme nach dem Unfall

Die ersten Monate verliefen wie nach Plan: Physiotherapie, Training, kleine Fortschritte. Schon bald konnte ich wieder aufs Rad steigen – vorsichtig, zaghaft, aber mit einem Lächeln im Gesicht. Ich war voller Hoffnung. Doch diese Hoffnung hielt nicht lange. Die Schmerzen wurden stärker, das Vertrauen in meinen Arm geringer. Untersuchungen brachten die bittere Wahrheit: Einer meiner Knochen war nicht zusammengewachsen. Stattdessen hatte sich eine Pseudoarthrose gebildet – eine „falsche Verbindung“.

Ein Jahr nach dem Unfall stand fest: Es würde nicht ohne einen größeren Eingriff gehen. Und die Ärzte machten mir klar, dass ich nach der nächsten Operation mindestens ein Jahr keinen Sport treiben dürfe. Diese Ansage hat mich mental hart getroffen – die Aussicht, wieder so lange warten zu müssen, war fast schlimmer als die Schmerzen selbst.

Zwei weitere Operationen folgten. Diesmal wurde Knochenmaterial aus meinem Beckenkamm entnommen, um die Heilung zu unterstützen. Allein die Vorstellung, dass mein Körper an zwei Stellen verletzt und im Heilungsprozess war, war mental eine enorme Belastung. Wieder Krankenhaus, wieder Schmerzen, wieder die Frage: Werde ich jemals zurück aufs Bike können? Von außen sah vieles längst wieder normal aus, viele glaubten, ich sei schon wieder fit. Doch die Realität bestand aus Schmerzen, Rückschlägen und Zweifeln. Freunde und Beschäftigung waren in dieser Zeit mein Rettungsanker. Ohne sie wäre es leicht gewesen, in ein tiefes Loch zu fallen, doch so konnte ich trotzdem das Beste daraus machen.

Röntgenbilder nach der zweiten und dritten Operation

Sechs Monate nach der zweiten Operation zeigten sich endlich erste Fortschritte. Zum ersten Mal hatten die Ärzte vorsichtigen Optimismus – und auch ich spürte, dass es diesmal anders war. Jeder kleine Schritt fühlte sich wie ein großer Sieg an. Die Beweglichkeit kam zurück, die Schmerzen ließen langsam nach, das Vertrauen wuchs. Acht Monate später, fast zwei Jahre nach dem Unfall, war es so weit: Ich saß wieder auf dem Bike. Noch wacklig, noch weit entfernt von alter Stärke – aber ich fuhr. Und in diesem Moment wusste ich: Es hat sich gelohnt, nicht aufzugeben.

Von da an ging es bergauf. Aus vorsichtigen Runden wurden längere Sessions, aus Unsicherheit wurde wieder Leidenschaft. Stück für Stück fand ich zurück zu dem Gefühl, das mich immer angetrieben hat: Freiheit, Geschwindigkeit, dieses unbeschreibliche Grinsen nach einer guten Abfahrt. Es war einfach unbeschreiblich, wieder mit Freunden unterwegs zu sein – Laps in den Bergen zu fahren, die frische Morgenluft zu spüren und abends beim Campen mit einem Bier im Campingstuhl zu sitzen. All das gehört für mich zu einem richtigen Biketrip. Genau das hatte mir gefehlt: nicht nur das Radfahren selbst, sondern auch die Abenteuer in den Bergen, die jetzt endlich wieder Teil meines Lebens waren.

Natürlich war noch nicht alles wie früher. Ich wusste, dass ich lange weiter trainieren und Physiotherapie machen muss, um wirklich beschwerdefrei zu sein. Aber das Gefühl, wieder Spaß am Biken zu haben, war unbezahlbar. Interessanterweise hatte ich keine große Angst vor dem Fahren selbst – die alte Freude war sofort wieder da. Die Angst vorm Stürzen war dagegen größer denn je. Es brauchte erst ein, zwei kleinere Crashs, um mir klarzumachen: Stürzen ohne sich zu verletzen – das geht auch.

Exakt zwei Jahre nach dem Unfall hielt ich schließlich das finale Röntgenbild in den Händen. Die Knochen waren nahezu vollständig verheilt. Für mich war das nicht nur eine medizinische Bestätigung, sondern ein Befreiungsschlag. Von diesem Moment an war klar: Ich bin zurück – zurück auf dem Bike und zurück in meinem Leben. Nicht unüberlegt, sondern mit einer Dankbarkeit, die aus dieser langen Pause und all den Rückschlägen gewachsen ist.

Abschließendes Röntgenbild

Wenn ich heute zurückblicke, sehe ich nicht nur Narben, Operationen und Zweifel. Ich sehe auch, wie wichtig Freunde, Geduld und Disziplin in dieser Zeit waren. Ich habe gelernt, dass man nicht aufgeben darf, wenn man etwas wirklich liebt. Mountainbiken ist für mich nicht nur ein Sport. Es ist Freiheit, Leidenschaft, Lebensgefühl. Und genau deshalb lohnt es sich, auch durch harte Zeiten zu gehen – um irgendwann wieder am Start zu stehen, mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

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